Fatima
Die Reise zum Saturnino, die Reise mit Fatima
"Fatima Saturnino" klingt wie ein Künstlername - genau so wurde sie geboren, lebte einige Jahre in Portugal, kam später als Mädchen in eine Grundschule nach Fröndenberg. Schnell mit 18 auf eigenen Füßen, die Großstadt Dortmund entdeckt.
Sie braucht Fotos für ihre neue Yoga-Website und wir treffen uns unbekannterweise in der Location Rahmer Wald. Beim Shooting wartet ein Schwarm Mücken auf sie und verpasst ihr über hundert Stiche. Sie zeigt dafür aber Verständnis denn immerhin habe sie „deren Nest gestört“. Fatima wohnt in einem Altbau, Nähe des Dortmunder U’s, dem Wahrzeichen der ehemaligen großen Bierstadt. Die Namen ihrer drei Kinder sind auf ihre Haut tätowiert.
Oft startet sie Ihren Tag mit einem Morgenritual. Sie umspielt Mantren mit ihrer Stimme und der Gitarre. Oder legt eine Fülle guter Wünsche und liebevoller Gedanken in ein Glas Wasser hinein, um es dann weihevoll auszutrinken. Yoga auf dem Wohnzimmerteppich oder im benachbarten Westpark – noch besser ist es, bei Sonnenschein auf neue Spaziergänger zu stoßen und mit Ihnen zu plaudern. Ein in sich versunkener und erkrankter Wohnungsloser ist auch dabei. Sie ermöglicht ihm, sich neu mit Menschen zu verbinden. Der Kontakt zu ihm bleibt.
Die gesellschaftliche Zerrissenheit in den Coronazeiten ist oft Thema zwischen uns. Sie redet glühend über soziale Hintergründe und immer wieder fällt das Wort: „Trauma“. „Willst Du dich selber kennenlernen, musst Du dir dein Schmerz ansehen. Trauma ist unsere Superpower“. Den Sprung in unseren Schatten wagen, unsere Ängste integrieren, um dann das Totlaufen in unserem Kollektivtrauma aufzulösen. Ihr Traum: Eine Welt, in dem jeder mit sich einig ist. Traumainformed!
Mir erschließen sich einzelne Teile eines sehr großen Puzzles, welches sie in Ihren Erzählungen formuliert. Über Jahre ist sie in die Lehren des Taoismus, des Zen bis hin zu C.G.Jung eingestiegen. Zwischendurch konfrontiert sie gern und hart. Und kann dann schnell wieder umschalten.
Ich filme ihre Mantragesänge in dem „großen Goldtropfen“, ein begehbares Kunstwerk an der Emscher. Außen kohlig schwarz und innen glänzt es goldig und verstärkt die Töne in einem intensiven Halleffekt. Gold ist für sie ein Zeichen für unsere Befreiung, indem wir Schicht um Schicht unsere äußere Schlacke abtragen, bis unser inneres Gold sichtbar wird.
Fatima sucht eine passendere Wohnung und wird fündig, bekommt schnell guten Kontakt zu dem Vermieter und ist angetan von den Zimmern. Trotz einiger Mitbewerber ist sie guter Dinge den Zuschlag zu bekommen.
Wie lange sie noch in Deutschland bleibt, ist nicht ausgemacht. Eine Traumatherapie-Ausbildung in den USA wäre ihr Glücksfall. Oder ein Haus am Meer in Portugal?